Rektor Karl-Heinz Pieper stellt klar, was in manchen Aussagen verklärt wird

Nicht alles, was rechtens ist, ist gut!

Unter diesem Motto lässt sich zusammenfassen, was derzeit in der Schullandschaft in Helmstedt passiert.

Nach dem gescheiterten Versuch im Jahr 2012, die Grundschule Friedrichstraße zu schließen, sind die Verwaltung ud der Rat der Stadt angetreten, um diesmal die Grundschule Ostendorf 2016 aufzulösen.

Dabei wird mit den nahezu gleichen Argumenten und Vorlagen gearbeitet wie vor 2 Jahren.

Zwei Begründungszusammenhänge werden zur Schließung in den Vordergrund geschoben:

1.Die Schülerzahlen seien derart zurück gegangen, dass die Stadt eine Schule schließen müsse. Diese Begründung wird in der Vorlage als vorrangig geführt. Dabei bezieht sich die Stadt auf den Rückgang der Schülerzahlen seit 1995. Unberücksichtigt bleibt aber, dass in die Zukunft geblickt die Anzahl der Schulkinder nicht weiter abnehmen, sondern eher zunehmen wird.

Die Stadt Helmstedt hat das Recht, ihre Schullandschaft zu gestalten. Seitens des Niedersächsischen Schulgesetzes werden Rahmenbedingungen vorgegeben und Grenzen der Schulgrößen angezeigt (sowohl nach oben - als auch nach unten!).Diese Grenzen werden durch keine Helmstedter Grundschule tangiert. Also besteht auch kein Zwang eine Schule schließen zu müssen.

Die Raumsituation ist derzeit so, dass es an keiner Schule Leerräume gibt. Man muss jetzt erst einmal durch Kündigung der 3 Sprachheilklassen in der Grundschule Lessingstraße freie Kapazitäten schaffen. Dadurch verzichtet die Stadt aber auf Mieteinnahmen und mindert die Einnahmen (siehe 2.).

Jeder Eingriff seitens des Schulträgers hat Auswirkungen auf die pädagogische Arbeit aller Schulen.

Durch das Verteilen der Ostendorfkinder werden die durchschnittlichen Klassengrößen an den verbleibenden Schulen (außer Konfessionsschule St. Ludgeri) erhöht. Was das gerade im Hinblick auf Integration und Inklusion bedeutet, kann man erahnen, wenn man den Unterricht einer Grundschule miterlebt.

Hier werden den an Schulen Beteiligten erhebliche zusätzliche Belastungen zugemutet. Nicht nur die Unterrichtsqualität wird darunter leiden.

Zusätzlich kommen noch ein Teil der Schulkinder der Grundschule Friedrichstraße hinzu: Sie soll der IGS Giordano-Bruno als Basisschule angeschlossen werden. Damit ergibt sich für diese Grundschule ein anderer Einzugsbereich. Sie muss dann die Schulkinder aus dem Einzugsbereich der IGS (gesamter Landkreis Helmstedt) aufnehmen und wird dann auch vom Schulträger Landkreis übernommen. Der derzeitige Einzugsbereich muss dann von den anderen Grundschulen übernommen werden und erhöht deren Kinderzahl.

2. Der Zukunftsvertrag der Stadt mit der Gemeinde Nord-Elm erzwinge eine Schließung, da diese der Haushaltskonsolidierung dienen würde. So begründen Ratsmitglieder ihr Votum für eine Auflösung der Schule. Sie lassen dabei außer Acht, dass die Schulschließung auch als Option betrachtet werden kann. Konsolidierung ließe sich mit ein bisschen Fantasie auch in anderen Haushaltsbereichen praktizieren.

Die Kosteneinsparung wird in der Ratsvorlage sogar nur als Nebenprodukt bezeichnet. Unberücksichtigt bleibt, dass durch die Schließung die anfallenden Kosten nicht im vollen Umfang in diese Kalkulation eingeflossen sind und die Ersparnis damit nicht hinlänglich geklärt wird. So soll zum Beispiel das Gebäude nachgenutzt werden. Eine Nutzung als Stadtarchiv und Bücherei wurde schon 2012 für die Grundschule Ostendorf ausgeschlossen. Dies zu ändern macht bauliche Veränderungen notwendig, die offensichtlich nicht kalkulierbar sind. Eine mögliche Nutzung durch das Studienseminar Helmstedt wird in Aussicht gestellt. Auch hier sind die möglichen baulichen Veränderungen nicht beziffert. Eine Vermietung ist zudem nur zur Hälfte möglich - das Gebäude ist für diese Nutzung einfach zu groß. Was mit der anderen Gebäudehälfte passiert, steht noch offen. Für die leerstehenden Gebäudeteile fließen dann weiterhin Gelder aus dem Stadtsäckel.

Ob eine vernünftige Seminararbeit in den Räumen möglich ist, ist auch fraglich. Der Lärmpegel durch Pausenhof und Ganztagsbetrieb (der benachbarten Grundschule St. Ludgeri) ist nicht zu unterschätzen. Eine frühestens Ende 2016 möglich Nutzung steht in terminlicher Diskrepanz zur Kündigung der angestammten Räume zu Ende 2015.

Im Rahmen der Schulausschusssitzung am 19.11.2014 nennt der Bürgermeister als weiteren möglichen Nutzer die Grundschule St. Ludgeri. Natürlich gibt es auch dazu keine Aufstellung oder Kalkulation. Anzumerken ist, dass ausgerechnet an dieser Schule die Schülerzahlen bis zum Jahr 2019 stark zurückgehen werden. Von dieser Konfessonsschule ist also kein erhöhter Raumbedarf zu erwarten.  

Es ist unverständlich, weshalb eine Schule geschlossen werden soll, die eine solche zentrale Stadtlage besitzt. Der pädagogische Wunsch nach "Kurzen Wegen für kurze Beine!" kann dann in diesem Bereich nicht mehr erfüllt werden. Es widerspricht auch der Zielvorgabe, Helmstedts Innenstadt stärker zu beleben. Jungen Familien kann man damit wohl schlecht eine Wohnlage in der Innenstadt empfehlen.

Hier dreht sich die Spirale der Bevölkerungsentwicklung immer stärker abwärts und die Reputation der Stadt stürzt mit.

Durch den Wegfall des Islamischen Religionsunterrichts sowie des herkunftssprachlichen Unterrichts - Türkisch - und der Sprachförderkurse für Deutsch als Zweitsprache tun sich große Versorgungslücken in diesen Bereichen für die Stadt auf. An den verbleibenden Grundschulen müssen sich erst wieder Gruppen in der Mindestgröße finden, um diesen Standort dort anbieten zu können.

Unter diesem Licht betrachtet erscheint das Programm "Zukunftsoffensive Bildung" der Landes-SPD unter einem ganz neuen Licht. Dort und in der Rede unseres Landtagsabgeordneten Uwe Strümpel wird von der Stärkung der Grundschulen gesprochen. Nun, dann kann man sie ja auch beschließen!

Die Ratsfrau der Grünen wies in ihrem Redebeitrag im Fachausschuss darauf hin, dass hier die Interessen der sozial- und bildungsschwächeren Kinder hinter größeren Zielen zurückbleiben müssen. Was immer das auch bedeuten mag!

                    Die Grundschule Ostendorf muss offen bleiben!